

Bericht über die Großgruppensitzungen 2025
Gut 40 Teilnehmende tauschten sich in intensiver Atmosphäre im traditionsreichen Café Vetter über ihre Gefühle und Gedanken zu den gegenwärtigen Krisen aus. Geleitet wurden die Gruppen von dem erfahrenen Gruppenanalytiker Georg Schüler (D3G), organisiert von der Vorbereitungsgruppe, bestehend aus Nikola Fenner, Dennis Firmansyah und Silke Schmidt.
Zu Beginn wurde das hohe Angstniveau angesprochen, mit dem und trotz dem die Teilnehmenden sich eingefunden hatten, die Last und ein Gefühl von Verantwortung wurden benannt, im Verlauf der Sitzungen trat dann zunehmend das Gefühl von Verwirrung im Zusammenhang mit dem Erleben von double-bind auf: die Krisen sehen und doch nicht sehen; wie kann man gleichzeitig leben und dabei den Krisen ins Auge blicken? Es wurde angesprochen, wie einerseits ein persönlicher Spielraum im Privaten besteht, gleichzeitig aber die Abhängigkeiten zu den großen Linien von Politik und Wirtschaft bestehen. Gefühle von Depressivität, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gewannen Raum, aber auch Wünsche nach Hoffnung und Fragen nach dem Umgang mit den Schuldgefühlen, die sich bei den Einzelnen ganz unterschiedlich zeigten. Ein Schwanken zwischen der individuellen und der gesellschaftlichen Perspektive brachte die beiden Pole immer wieder in den Blick, trug zur Verwirrung, teils auch zur Entlastung durch Fokuswechsel bei.
Zum zweiten Termin kamen einige neue Teilnehmende, die meisten waren auch beim ersten Termin dabei gewesen. Die Gruppe knüpfte unmittelbar an den begonnenen Prozess an. Gleich zu Beginn wurde der Wunsch nach Selbstbewusstsein ausgedrückt, nicht zu verzagen, sich stärker zu vernetzen und zu sehen, was dadurch möglich wird. Eindrucksvolle Beispiele wurden in der Gruppe benannt, unter anderem, dass die erste Sitzung zu neuen Projekten ermutigt hat, die mehr in Gang setzen konnten, als je gedacht. Es ging aber auch wieder um ein tiefes Gefühl von Verzweiflung, das ausgehalten werden konnte, in der Gruppe Raum haben konnte. Die Tatsache, dass es nicht um Lösungen geht, dass der Austausch in der Großgruppe über die Krisen sowohl Kraft raubend als auch Kraft gebend sein kann, wurde eindrücklich dargestellt.
Überlegungen zu einem Gegengewicht zum Konsum, zur Frage, wie man im Privaten und Politischen aktiver werden kann, Bewegungen gegen die Zersplitterung der Gesellschaft durch immer kleiner werdende Nischen und die Auswirkungen der Digitalisierung waren Themen, ebenso wie die schwierigen Fragen, wie ein Umgang mit Andersdenkenden gestaltet werden kann.
Beeindruckend war für die Vorbereitungsgruppe, wie offen und intensiv der Prozess verlaufen ist. Das Konzept, zwei mal 90 Minuten mit einer Pause von 30 Minuten zu planen, hat sich bewährt. Die Gruppe kam rasch in einen intensiven Austausch. Dazu trug auch das Traditionscafé mit seinen einladenden Räumlichkeiten bei. Besonders betont wurde die rasche Entwicklung einer vertrauensvollen Atmosphäre, in der gegenseitiges Zuhören, Raum für spontane Einfälle, aber auch Raum für Ambivalenzen und Verzweiflung möglich geworden sind
Aus Sicht der Vorbereitungsgruppe war es besonders herausfordernd gewesen, möglichst viele Teilnehmende zu erreichen, um den Charakter einer Großgruppe herstellen zu können. Die Teilnehmenden äußerten am Ende den Wunsch nach einer Fortsetzung, die ermutigende Bedeutsamkeit der Veranstaltungen wurde betont. Für ein zukünftiges Treffen wird sich die Vorbereitungsgruppe in Bezug auf den Kreis der Teilnehmenden weiter Gedanken machen. Ihre Gedanken, Anregungen und Ideen können Sie uns über das Kontaktformular schicken.